1984

Der weiße Blick auf das vorkoloniale Afrika

Die geschichtliche Erfassung des vorkolonialen Afrika in der deutschen Forschung (1850-1930)

Stipendiat

Prof. Dr. Christoph Marx

English summary

German scholars explored pre-colonial history of Sub-Saharan Africa on various expeditions in the 19th and 20th century. Their investigations about the territories and peoples of Africa ultimately served to legitimize colonialism. How did these scholars generate knowledge and what were their premises? How did they constitute a “white gaze” on Africa? These questions formed the starting point for Professor Christoph Marx’s dissertation project in 1984, in which he analysed reports and notes of influential explorers. In our interview we spoke with him about his research and how this field of study has evolved since then.

Die Geschichte Afrikas vor der europäischen Kolonisation war in der deutschen Afrikaforschung des 19. und 20. Jahrhunderts ein weißer Fleck. Was an Kenntnissen über Gebiete und Menschen südlich der Sahelzone gesammelt wurde, diente vor allem dem Zweck, anwendbares Herrschaftswissen zu erlangen, um die koloniale Eroberung des Kontinents fortzusetzen beziehungsweise abzuschließen. Doch woher stammten diese Kenntnisse? Was war das überhaupt für ein Wissen? Wer waren die Verfasser? Worauf stützten sie sich? Und wessen Geistes Kind waren die ersten deutschen Afrikaforscher? Diese Fragen hatte sich Christoph Marx bereits als Student der Geschichte in seinem Magisterexamen 1983 gestellt. Ein Jahr später stellte er bei der Gerda Henkel Stiftung einen Antrag auf Promotionsförderung – Arbeitstitel: „Die geschichtliche Erfassung des vorkolonialen Schwarzafrika in Deutschland (1850-1930)“. Dabei handelte es sich um die Ausweitung der Magisterarbeit zur Dissertation – auch mit dem Ziel, unausgesprochene und verhängnisvoll wirkende Vorurteile gegenüber dem gegenwärtigen Afrika und seiner Geschichte aufzuspüren.

Timbuktu von der Terasse des Gasthauses

[Bildquelle:

Heinrich Barth, Travels and Discoveries in North and Central Africa (Vol. 4), London 1858

]

Christoph Marx, heute Professor für Außereuropäische Geschichte an der Universität Essen, untersuchte von 1984 an Aufzeichnungen von Afrikareisenden des 19. Jahrhunderts, unter anderem von Heinrich Barth und Gustav Nachtigal, sowie Berichte von Kolonialbeamten und Missionaren in Togo und Deutsch-Südwestafrika. 1988 erschien die fast 500 Seiten umfassende Dissertation unter dem Titel: „Völker ohne Schrift und Geschichte – Zur historischen Erfassung des vorkolonialen Schwarzafrika in der deutschen Forschung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts“. Wir haben mit ihm über sein damaliges Forschungsprojekt gesprochen.

Prof. Dr. Christoph Marx im Gespräch mit Georgios Chatzoudis

Projektinformationen

Projekttitel Die geschichtliche Erfassung des vorkolonialen Schwarzafrika in Deutschland (1850-1930)
Stipendiat   

Prof. Dr. Christoph Marx

Institution Universität Freiburg
Fachbereich Geschichte

Karte

Projektort
   
Projektleitung
Prof. Dr. Christoph Marx

Titelbild: Einzug in Timbuktu, 7. September 1853

[Bildquelle:

Heinrich Barth, Reisen und Entdeckungen. Gotha 1858, Vol. 4. Ggü. S. 412. Zeichnung von Martin Bernatz nach einer Skizze von Heinrich Barth

]

1983

Auf Wachs geschrieben

 

1985

Gläserne Antike