1994

Ein 2000 Jahre altes Schiff geht auf Reisen

Restaurierung des Schiffsfunds von Mahdia

Projektleitung

Prof. em. Dr. Christoph B. Rüger
Dr. Gisela Hellenkemper Salies (†)

English summary

In 1907, people diving near the coast of Mahdia, Tunisia, discovered the wreck of a 2,000-year-old ship with 300 tons of Antique artifacts – an exceptional archaeological find. These artifacts had begun to show signs of deterioration in the late 1980s, which led to a German-Tunisian conservation project supported by the Gerda Henkel Foundation. The artifacts were brought to the Rheinisches Landesmuseum in Bonn where they underwent thorough cleaning, preservation, and scientific examination. After years of work, the Landesmuseum presented the results in a widely acclaimed exhibition in 1994 and in a 1,000-page publication. Subsequently, the artifacts were returned to Tunis, where they have become an essential element of the Bardo Museum’s exhibition.

Aphrodite, Marmor

[Bildquelle:

Hermann Lilienthal, Rheinisches Landesmuseum Bonn

]

Im Jahre 1907 machten tunesische Schwammtaucher an der Küste vor Mahdia einen ganz besonderen Fund. Sie entdeckten das Wrack eines Lastenschiffs, das 2.000 Jahre zuvor auf seinem Weg vom athenischen Hafen Piräus nach Italien gesunken war. An Bord: circa 300 Tonnen Architektur- und Kunstgüter aus Bronze und Marmor, darunter Säulen, Skulpturen, Gefäße, Kandelaber und figürliche Appliken. Dieser bis heute einmalige „Schatz“ wurde in den Folgejahren gehoben und im Nationalmuseum von Bardo in Tunis aufbewahrt. Doch 80 Jahre später waren Teile der Sammlung, die über Jahrtausende dem Salzwasser ausgesetzt war, nicht mehr im besten Zustand. Vor allem die Bronze-Artefakte bedurften dringend der Restaurierung. Auf Initiative von Prof. Dr. Christoph B. Rüger, dem damaligen Leiter des Rheinischen Landesmuseums Bonn, entstand das Vorhaben, die Artefakte nach Bonn zu holen, um sie umfassend zu restaurieren, wissenschaftlich zu untersuchen und die Ergebnisse schließlich in einer großen Ausstellung der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Das historische Großprojekt zwischen Tunesien und Deutschland lief über sieben Jahre. Während die materielle Restaurierung die ursprüngliche Erscheinung der Objekte wiederherstellen sollte, widmete sich die wissenschaftliche Untersuchung der Beantwortung wichtiger Fragen zu dem Wrack und seiner Fracht„Das Wrack“ ist bis heute die erfolgreichste Ausstellung des Museums.. Gemeinsam mit tunesischen Forschern fand zudem ein Kolloquium statt, in dem sich zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedensten Fachrichtungen austauschten. Wie war die genaue Reiseroute des Schiffs? Warum sank es 500 Kilometer entfernt von der vermuteten Route an der afrikanischen Küste? Wie alt sind die Objekte und woher stammten sie? Zu welchem Zweck wurden sie transportiert?

Ausstellungsraum im Rheinischen Landesmuseum Bonn

[Bildquelle:

Hermann Lilienthal, Rheinisches Landesmuseum Bonn

]

Die Restaurierungserfolge wurden schließlich im Jahre 1994 in der vielbeachteten Ausstellung „Das Wrack“ in Bonn präsentiert und von einer zweibändigen, über 1.000 Seiten umfassenden Publikation begleitet. Mit 93.000 Besuchern ist es bis heute die erfolgreichste Ausstellung des Museums. Das große öffentliche Interesse spiegelte sich auch in einer dreiteiligen Beitragsreihe des ZDF über die „Schatzsuche“ von Mahdia. Bis heute ist das Schiffswrack einer der bedeutendsten Funde dieser Art, und seine Entdeckung bildete einen Grundstein für die Entstehung der Unterwasserarchäologie. Die restaurierten Objekte haben schließlich ihren Weg zurück nach Tunis gefunden, wo sie eine zentrale Attraktion des Nationalmuseums von Bardo sind.

Projektinformationen

Projekttitel Der Schiffsfund von Mahdia
Projektleitung   

Prof. em. Dr. Christoph B. Rüger
Dr. Gisela Hellenkemper Salies (†)

Institution Rheinisches Landesmuseum Bonn
Fachbereich Archäologie

Karte

Projektort
   
Projektleitung
Prof. em. Dr. Christoph B. Rüger
Dr. Gisela Hellenkemper Salies (†)

Portraitfoto Dr. Gisela Hellenkemper Salies: Axel Thünker DGPh, Bad Münstereifel; Titelbild: Bronzbeschlag des Dionysos

[Bildquelle:

Hermann Lilienthal, Rheinisches Landesmuseum Bonn

]

1993

Ausgezeichneter Nachwuchs

 

1995

Kontinuitäten oder revolutionärer Bruch?